Magisches Dreieck & Geschäftsmodelle - Featured Image

Wie Du mit dem Magischen Dreieck ein Geschäftsmodell skizzierst

Nicht immer ist das Business Model Canvas unbedingt das beste Werkzeug, wenn es darum geht, erste Geschäftsideen zu entwerfen. Ganz besonders dann, wenn es darum geht, schnell & einfach viele neue Ideen zu generieren oder alternative Möglichkeiten zu sammeln, ist das Canvas von Alexander Osterwalder oft etwas zu komplex und strukturiert. Hier bietet Dir das Magischen Dreieck des Business Model Navigators eine simple, aber effektive Möglichkeit, erste Entwürfe Deines Geschäftsmodells zu skizzieren.

Aufbau des Magischen Dreiecks

Beim Magischen Dreieck bildest Du Dein Geschäftsmodell mit Hilfe von vier Elementen ab:

  1. WER?
  2. WAS?
  3. WIE?
  4. WERT?

Das zentrale Element bildet dabei Dein Kunde (WER?), während sich die Elemente WAS?, WIE? und WERT? um diesen herum gruppieren, sodass sie das Dreieck erzeugen, das diesem Modell seinen Namen gab.

WER ist Dein Kunde?

Der zentrale Bestandteil Deines Geschäftsmodells wird im Magischen Dreiecks über das Element WER? abgebildet. Hier definierst Du, wer Deine Zielgruppe bzw. Dein Kundensegment ist. Darüber hinaus beinhaltet dieser Baustein des Magischen Dreiecks jedoch auch, welche Art von Beziehung Du mit Deinen Kunden pflegen willst und welche Kanäle Dein Geschäftsmodell nutzt, um Dein Produkt oder Deinen Service zum Kunden zu bringen. (Beispielsweise könntest Du Dein Produkt direkt vertreiben oder dazu auf Plattformen wie eBay zurückgreifen.)

Über das Element WER? beantwortest Du Fragen wie beispielsweise:

  • Wer ist Dein Kunde und welche Kundensegmente stehen im Fokus?
  • Wer sind Deine wichtigsten Kunden?
  • Welche anderen wichtigen Stakeholder solltest Du berücksichtigen?
  • Welche Art von Beziehung erwarten Deine Kunden von Dir?
  • Wer beeinflusst Deine Kunden?
  • Welche Vertriebskanäle nutzt Du, um Dein Produkt zu Deinen Kunden zu bringen?
  • Wer sind die Akteure hinter Deinen Kunden?

WAS ist Deine Value Proposition?

Mit Hilfe des zweiten Elements des Magischen Dreiecks erklärst Du, was Dein Nutzenversprechen (engl. Value Proposition) an Deine Kunden ist. Verwirklicht wird Dein Nutzenversprechen natürlich durch Dein Produkt bzw. den Service, den Du anbieten möchtest.

Allerdings sind Produkt & Service nicht das Gleiche wie Dein Nutzenversprechen. Im Grunde ist Dein Produkt oder Dein Service lediglich das Vehikel oder Mittel, mit dem Du Dein Nutzenversprechen erfüllen möchtest.

Verpacktes Geschenk mit Schleifchen vor rotem Hintergrund als Metapher für eine Value Proposition

Durch den WAS-Baustein des Magischen Dreiecks beantwortest Du für Dein Geschäftsmodell folgende Fragen:

  • Was bietest Du Deinen Kunden an?
  • Welche Kundenprobleme löst Du?
  • Mit Hilfe welcher Produkte & Services erreichst Du all das?
  • Was ist der vom Kunden wahrgenommene Nutzen?
  • Wie unterscheidet sich Deine Value Proposition von denen Deiner Mitbewerber? Wie kommunizierst Du das?

Für ein wirklich funktionierendes Geschäftsmodell ist es natürlich sehr wichtig, dass die Elemente WER? und WAS? des Magischen Dreiecks optimal zueinander passen. In der Praxis nennt sich das auch Problem Solution Fit.

Es gibt diverse Methoden und Tools, um den Problem Solution Fit zu erzielen. Wenn Du tiefer in dieses Thema einsteigen möchtest, empfehle ich Dir an dieser Stelle einen Blick auf das Value Proposition Canvas oder die Empathy Map aus dem Design Thinking.

WIE gelingt es Dir, Deine Value Proposition zu verwirklichen?

Natürlich musst Du auch in der Lage sein, Deine Value Proposition her- bzw. bereitzustellen, damit Dein Geschäftsmodell funktioniert. Hierzu nutzt Du den dritten Baustein des Magischen Dreiecks. Im Zentrum steht dabei, welche Aktivitäten, Ressourcen und Partner notwendig sind.

Blick in eine Werkstatt mit vielen Werkzeugen, die in Schwarz und dunklem Orange gehalten sind. Auf der rechten Seite ist ein Fenster mit Blick nach draußen.

Hilfreiche Fragen, um das WIE? Deines Geschäftsmodells erfolgreich zu beantworten, sind:

  • Wie erstellst Du Deine Value Proposition?
  • Welche Schlüssel-Ressourcen benötigst Du dazu?
  • Welche Kompetenzen benötigst Du, um Schlüssel-Aktivitäten durchzuführen?
  • Kannst Du Deine vorhandenen Kompetenzen voll einbringen?
  • Wer sind Deine wichtigsten Partner, Lieferanten und Stakeholder?

Wie erzeugt Dein Geschäftsmodell WERT? (für Dein Unternehmen)

Mit Hilfe des letzten Bausteins des Magischen Dreiecks erklärst Du, wie Dein Geschäftsmodell Wert für Dein Unternehmen erzeugt. Mit “Wert” ist also nicht der Nutzen gemeint, den Du für Deine Kunden stiftest, sondern der Business Value, der durch Dein Geschäftsmodell entsteht. Zunächst einmal geht es dabei schlichtweg darum, dass Dein Ertragsmodell mehr Einnahmen als Ausgaben erzeugen kann.

Über WERT? beantwortest Du deshalb Fragen wie die folgenden:

  • Wie erzeugt Dein Geschäftsmodell Profit?
  • Was sind Deine Haupteinnahmequellen?
  • Wie wird Einkommen erzeugt?
  • Was sind Deine Kunden bereit zu bezahlen?
  • Was sind die größten Kostenfaktoren Deines Geschäftsmodells?
  • Was sind Deine finanziellen Risiken?

Beispiel für ein Geschäftsmodell mit dem Magischen Dreieck

Damit Du Dir genauer vorstellen kannst, wie der Entwurf eines Geschäftsmodells mit dem Magischen Dreiecks konkret aussieht, habe ich an dieser Stelle noch ein Beispiel für Dich.

WER & WAS?

Das hier skizzierte Geschäftsmodell von NeverGoSolo! fokussiert sich auf Gründer & Solo-Selbstständige, die im Zentrum des Magischen Dreiecks stehen. Die Value Proposition besteht darin, ihnen dabei zu helfen, kundenzentrierte Geschäftsmodelle zu entwickeln und sich mit anderen Solo-Selbstständigen regelmäßig auszutauschen.

Der Austausch wird über thematische Gruppen mit dazugehörigen Foren und regelmäßige Online-Barcamps ermöglicht. Das Know-how zu kundenzentrierten Geschäftsmodellen hingegen wird mit Hilfe von Blogbeiträgen, Downloads (kommt bald) und Online Tutorials (kommt auch bald) vermittelt.

WERT?

Weil Solo-Selbstständige und Gründer im Gegensatz zu größeren Unternehmen nicht auf ein größeres Budget zurückgreifen können, funktioniert das Ertragsmodell von NeverGoSolo! auf Basis des Freemium-Modells, das ein günstiges Abonnement anbietet.

Während dadurch ein Großteil des Angebots kostenfrei genutzt werden kann, ist die Teilnahme an Online-Events und Tutorials nur mit einem Bezah-Aabo möglich.

WIE?

Eine wichtige Key Resource für das Gelingen dieser Geschäftsidee ist natürlich eine “kritische Masse an aktiven Teilnehmern”. Denn nur dadurch kann es gelingen, auch ausreichend Solo-Selbstständige dazu zu bewegen, ein Abonnement abzuschließen.

Hochwertiger Content (ganz besonders in den Online-Tutorials) und eine gutes Churn Management sind deshalb wichtig für den langfristigen Erfolg dieses Geschäftsmodells.

Magisches Dreieck vs. Business Model Canvas

Das Magische Dreieck ist natürlich nicht das einzige Tool, mit dem Du ein Geschäftsmodell entwerfen kannst. Das Business Model Canvas von Alexander Osterwalder dient genau dem gleichen Zweck.

Allerdings ist es im Vergleich zum Magischen Dreieck strukturierter und logischer aufgebaut, was Dir einen viel genaueren Blick auf Dein Geschäftsmodell ermöglicht. Beispielsweise ist das Business Model Canvas in eine Front- und eine Backstage unterteilt und kann darüber hinaus dazu genutzt werden, ein klareres Bild von Deinem Wertstrom zu erhalten.

Die grundlegenden Elemente sind jedoch in beiden Tools die gleichen. Im Magischen Dreieck werden Geschäftsmodelle vor allem “kompakter” dargestellt.

Magisches Dreieck - Geschäftsmodell
Magisches Dreieck
Business Model Canvas - Geschäftsmodell
Business Model Canvas

Fazit zum Magischen Dreieck

Der kompakte und einfache Aufbau des Magischen Dreiecks ist meiner Erfahrung nach besonders in Workshops mit mehreren Teilnehmern ein großer Pluspunkt. Gerade dann, wenn es darum geht, bestehende Geschäftsmodelle schnell zu verändern und mehrere Ideen schnell zu Papier zu bringen, ist der simple Aufbau des Magischen Dreiecks unschlagbar. Gleichzeitig kannst Du Dir trotzdem sicher sein, dass Du nichts Wichtiges übersiehst.

Auch zum Festhalten erster Ideen für Dein Geschäftsmodell ist das Magische Dreieck dem Business Model Canvas meiner Ansicht nach überlegen. Unter anderem, weil Du Dir nicht so viele Gedanken um die Positionierung der Elemente machen musst. Auf diese Weise kannst Du dann beispielsweise mit dem Magischen Dreieck erste Versionen Deines Geschäftsmodells entwerfen und später die vielversprechendsten Kandidaten mit dem Business Model Canvas weiter ausarbeiten.

Wie steht’s mit Dir? Hast Du das Magische Dreieck schon ausprobiert? Welche Methode gefällt Dir besser, um Geschäftsmodelle zu entwerfen? Oder nutzt Du sogar noch eine andere, dritte Methode?

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